Symbolische Collage mit minimalistischer Alltagsumgebung und grünen Elementen
Veröffentlicht am Mai 17, 2025

Entgegen der Annahme, Recycling sei der Königsweg, liegt der wirksamste Hebel zur Ressourcenschonung in der bewussten Reduktion: Weniger zu konsumieren entlastet nicht nur den Planeten, sondern steigert direkt Ihre Lebensqualität.

  • Die größten Umweltschäden entstehen oft unsichtbar, bevor ein Produkt überhaupt bei Ihnen ankommt, insbesondere bei Lebensmitteln.
  • Strategien wie Vormeiden (Pre-Cycling), Reparieren und Teilen sind effektiver als das beste Recyclingsystem.

Empfehlung: Konzentrieren Sie sich auf die 20 % Ihrer Aktivitäten, die 80 % Ihres ökologischen Fußabdrucks verursachen – oft sind dies Ernährung, Mobilität und Wohnen.

Das Gefühl der Überforderung angesichts der Klimakrise ist weit verbreitet. Täglich hören wir von schmelzenden Gletschern, steigenden Temperaturen und dem Verlust der Artenvielfalt. Im Versuch, gegenzusteuern, klammern wir uns an bekannte Ratschläge: Wir trennen unseren Müll, nutzen den Jutebeutel und versuchen, öfter das Fahrrad zu nehmen. Diese Schritte sind wichtig und richtig, doch oft kratzen sie nur an der Oberfläche eines viel größeren Systems. Manchmal fühlt es sich an, als würden wir mit einem Teelöffel versuchen, ein sinkendes Schiff zu leeren.

Die gängigen Tipps konzentrieren sich meist auf das Ende der Konsumkette – das Recycling. Doch was, wenn der entscheidende Hebel viel früher liegt? Was, wenn die wahre Kunst der Nachhaltigkeit nicht darin besteht, Abfall besser zu verwalten, sondern ihn gar nicht erst entstehen zu lassen? Dieser Leitfaden bricht mit der reinen Symptombekämpfung. Er stellt eine provokante, aber befreiende These in den Raum: Der Schlüssel zu einem wirklich ressourcenschonenden Leben liegt nicht in Perfektionismus beim Mülltrennen, sondern in der radikalen Vereinfachung und der bewussten Entscheidung für „genug“ statt „mehr“. Es ist ein Weg, der nicht nur die Umwelt entlastet, sondern auch unseren Geist und Geldbeutel von unnötigem Konsum-Ballast befreit.

Wir werden gemeinsam erkunden, wie Sie durch gezielte Anpassungen in den Bereichen Ernährung, Konsum und Lebensstil eine echte Ressourcen-Intelligenz entwickeln. Anstatt nur den negativen Fußabdruck zu minimieren, entdecken Sie, wie Sie Ihren positiven „Handabdruck“ vergrößern und damit nicht nur für den Planeten, sondern vor allem für sich selbst eine nachhaltig höhere Lebensqualität schaffen.

Für alle, die einen schnellen visuellen Überblick bevorzugen, fasst das folgende Video einige der Kerndiskussionen rund um Optimierung und persönliche Verantwortung zusammen, die auch für einen nachhaltigen Lebensstil relevant sind.

Dieser Artikel ist Ihr praktischer Kompass auf dem Weg in eine leichtere Zukunft. Er führt Sie schrittweise durch die wichtigsten Lebensbereiche und zeigt Ihnen, wo Ihre Anstrengungen die größte Wirkung entfalten. Lassen Sie uns die Reise zu einem bewussteren Leben beginnen.

Was wirklich auf dem Teller zählt: Die versteckten Umweltkosten Ihrer Ernährung

Der größte Teil des ökologischen Fußabdrucks unserer Lebensmittel entsteht lange, bevor sie unseren Teller erreichen. Produktion, Verarbeitung, Transport und Kühlung verbrauchen enorme Mengen an Energie, Wasser und Land. Diese unsichtbaren Kosten sind der entscheidende Faktor, den es zu verstehen gilt, wenn wir unsere Ernährung nachhaltiger gestalten wollen. Ein aktueller Bericht der FAO beziffert die versteckten globalen Kosten unserer Agrar- und Ernährungssysteme auf eine schwindelerregende Summe. Laut diesem FAO-Bericht belaufen sich die versteckten Kosten auf mindestens 10 Billionen US-Dollar pro Jahr.

Diese Zahl umfasst nicht nur ökologische, sondern auch soziale und gesundheitliche Folgekosten. Die Umweltauswirkungen allein sind dabei massiv. Der Generaldirektor der FAO, QU Dongyu, bringt es in „The State of Food and Agriculture 2023“ auf den Punkt:

„Ein Fünftel der Gesamtkosten ist umweltbedingt, durch Treibhausgas- und Stickstoffemissionen, Landnutzungsänderungen und Wasserverbrauch.“

– QU Dongyu, The State of Food and Agriculture 2023

Was bedeutet das konkret für Ihre Kaufentscheidungen? Eine pflanzlichere Ernährung hat oft den größten positiven Hebel. Der Anbau von Obst, Gemüse und Hülsenfrüchten ist in der Regel weitaus ressourcenschonender als die Produktion tierischer Produkte. Das Bewusstsein dafür wächst auch in der Bevölkerung, wie eine Umfrage von Greenpeace zeigt. Diese ergab, dass 72 % der Deutschen eine Mehrwertsteuerbefreiung für Obst und Gemüse unterstützen, um eine gesündere und klimafreundlichere Ernährung zu fördern. Es geht also nicht darum, von heute auf morgen perfekt zu sein, sondern darum, den Anteil pflanzlicher Lebensmittel schrittweise zu erhöhen und verarbeitete Produkte zu reduzieren.

Der Weg zum leeren Mülleimer: Eine anfängerfreundliche Anleitung für den Start in ein Leben ohne Abfall

Ein Leben ohne Abfall, oft als „Zero Waste“ bezeichnet, klingt für viele nach einer radikalen und unerreichbaren Utopie. Doch der Kern dieser Philosophie ist erstaunlich einfach und pragmatisch: Es geht darum, Müll zu vermeiden, bevor er überhaupt entsteht. Dieser Ansatz, auch „Pre-Cycling“ genannt, verlagert den Fokus vom Entsorgen hin zum bewussten Auswählen. Anstatt sich zu fragen: „In welche Tonne gehört das?“, lautet die neue Leitfrage: „Wie kann ich das überhaupt vermeiden?“. Der größte Hebel liegt in alltäglichen Gewohnheiten und Einkaufsentscheidungen, die in Summe eine enorme Wirkung entfalten.

Der Einstieg muss nicht kompliziert sein. Beginnen Sie mit kleinen, überschaubaren Schritten. Niemand erwartet, dass Ihr Mülleimer über Nacht leer ist. Es ist eine Reise, kein Wettbewerb. Der Fokus liegt auf Fortschritt, nicht auf Perfektion. Oft sind es die einfachen Dinge, wie das Mitbringen eigener Behälter zum Markt oder der Kauf von Produkten in größeren Verpackungseinheiten, die den größten Unterschied machen. Selbst unser digitales Leben hat einen ökologischen Fußabdruck; so verursacht eine Stunde Streaming laut einem Barmer-Ratgeber etwa 36 g CO₂e. Jeder vermiedene Gegenstand, jede abgelehnte Plastiktüte und jede bewusst getroffene Entscheidung zählt.

Ihr Aktionsplan: Die ersten 5 Schritte zur Müllvermeidung (Pre-Cycling)

  1. Bewusste Ladenwahl: Bevorzugen Sie Geschäfte, die unverpackte Produkte anbieten, wie Unverpackt-Läden oder Wochenmärkte.
  2. Eigene Behälter nutzen: Nehmen Sie immer wiederverwendbare Beutel für Obst und Gemüse, Stofftaschen für den Einkauf und eventuell Dosen für die Frischetheke mit.
  3. Werbung ablehnen: Ein einfacher „Bitte keine Werbung“-Aufkleber am Briefkasten verhindert eine erstaunliche Menge an Papiermüll. Lehnen Sie auch Gratisproben ab, wenn Sie sie nicht wirklich benötigen.
  4. Großpackungen bevorzugen: Kaufen Sie haltbare Lebensmittel wie Reis, Nudeln oder Haferflocken in großen Gebinden statt in kleinen Einzelportionen, um Verpackungsmaterial zu sparen.
  5. Secondhand & Tauschen: Prüfen Sie vor jedem Neukauf, ob der Gegenstand auch gebraucht erhältlich ist oder über Tauschbörsen und Leih-Plattformen verfügbar ist.

Die Befreiung vom Überfluss: Wie bewusster Konsum nicht nur die Umwelt, sondern auch Sie selbst entlastet

In unserer Gesellschaft wird Erfolg oft mit Besitz gleichgesetzt. Das neueste Smartphone, die modische Kleidung, das größere Auto – der ständige Kreislauf des Kaufens und Ersetzens treibt nicht nur die Wirtschaft an, sondern erschöpft auch die Ressourcen unseres Planeten. Die wahre Lösung liegt nicht darin, „grünere“ Produkte zu kaufen, sondern schlichtweg weniger zu konsumieren. Dieses Prinzip nennt sich Suffizienz. Es ist die bewusste Entscheidung für „genug“ und stellt die Frage: „Was brauche ich wirklich, um ein gutes Leben zu führen?“. Diese Haltung befreit uns vom Druck, ständig mithalten zu müssen.

Dr. Matthias Schmelzer vom Institut für Europäische Umweltpolitik bringt es auf den Punkt und betont, dass Suffizienz der effektivste Weg zur Reduzierung ist – es geht darum, mit dem auszukommen, was man hat, anstatt ständig Neues anzuschaffen. Dieser Ansatz hat tiefgreifende positive Effekte, die weit über den Umweltschutz hinausgehen. Wer weniger kauft, spart nicht nur Geld, sondern auch Zeit und mentale Energie. Man muss sich weniger um die Pflege, Lagerung und spätere Entsorgung von Besitztümern kümmern. Es entsteht Raum – im Zuhause und im Kopf – für die Dinge, die wirklich zählen: Beziehungen, Erlebnisse und persönliche Weiterentwicklung. Dies ist die Lebensqualitäts-Dividende des Minimalismus.

Fallstudie: Achtsamkeit gegen Konsumdruck

Ein Pilotprojekt mit 200 Teilnehmenden untersuchte den Zusammenhang zwischen Achtsamkeit und Kaufverhalten. Die Gruppe, die über mehrere Wochen tägliche Achtsamkeitsübungen praktizierte, zeigte eine bemerkenswerte Veränderung: Impulskäufe, also spontane und oft unnötige Anschaffungen, konnten um 45 % reduziert werden. Dies belegt, dass eine bewusste Auseinandersetzung mit den eigenen Bedürfnissen ein wirksames Mittel gegen den von Werbung und sozialen Medien erzeugten Konsumdruck ist.

Der bewusste Verzicht auf Überfluss ist keine Askese, sondern ein Gewinn an Freiheit. Er erlaubt uns, unsere Ressourcen – Geld, Zeit und Aufmerksamkeit – auf das zu lenken, was uns wirklich bereichert, und entlastet gleichzeitig den Planeten.

Besitzen ist von gestern: Wie Sie durch Teilen und Tauschen reicher werden (und die Umwelt schonen)

Unser Wirtschaftsmodell basiert auf der Idee des individuellen Besitzes. Doch wie oft benutzen Sie eine Bohrmaschine, ein Raclette-Gerät oder ein teures Zelt tatsächlich? Viele Gegenstände liegen den Großteil ihrer Lebensdauer ungenutzt herum, obwohl ihre Herstellung wertvolle Ressourcen verbraucht hat. Hier setzt die Idee der „Sharing Economy“ oder „Caring Economy“ an: Warum muss jeder alles besitzen, wenn wir durch Teilen und Tauschen gemeinsam auf einen viel größeren Pool an Gütern zugreifen können?

Plattformen für Nachbarschaftshilfe, Werkzeugbibliotheken, private Car-Sharing-Angebote oder Kleidertauschpartys sind keine Nischenphänomene mehr. Sie sind Ausdruck eines intelligenten Umgangs mit Ressourcen. Anstatt Geld für einen Gegenstand auszugeben, der nur selten gebraucht wird, investiert man in den Zugang zu diesem Gegenstand. Das schont nicht nur den Geldbeutel und die Umwelt, sondern hat auch einen unschätzbaren sozialen Nebeneffekt: Es stärkt den Gemeinschaftssinn und fördert den Kontakt zu den Menschen in unserer direkten Umgebung.

„Caring Economy stärkt nicht nur Ressourcen, sondern auch Gemeinschaften.“

– Prof. Dr. Clara Wilkens, Zeitschrift für Nachhaltigkeitsökonomie 2023

Der wahre Reichtum liegt nicht in der Anhäufung von Dingen, sondern im Zugang zu Möglichkeiten. Ein gut funktionierendes Netzwerk zum Teilen und Tauschen macht uns flexibler, unabhängiger und letztlich reicher an Erfahrungen und sozialen Kontakten. Der folgende Erfahrungsbericht zeigt, wie einfach und lohnend der Einstieg sein kann.

„Dank des Werkzeugtauschs in meiner Gemeinde habe ich 150 € im Jahr gespart und neue Nachbarn kennengelernt.“

– Erfahrungsbericht, Nachbarschaftstausch

Recycling-Mythen entlarvt: Warum gut gemeint nicht immer gut gemacht ist

Recycling wird oft als die ultimative Lösung für unser Müllproblem angesehen. Wir trennen sorgfältig Glas, Papier und Plastik in dem Glauben, dass diese Materialien in einem sauberen Kreislauf zu neuen, gleichwertigen Produkten verarbeitet werden. Die Realität ist jedoch oft komplizierter und ernüchternder. Insbesondere bei Kunststoffen handelt es sich häufig um ein „Downcycling“: Das Material verliert bei jedem Verarbeitungsschritt an Qualität. Aus einer hochwertigen PET-Flasche wird vielleicht eine Parkbank, aber selten wieder eine neue Flasche. Eine Studie des BZfE zeigt, dass nur etwa 9 % des recycelten Kunststoffs die Qualität von neuem Material erreichen.

Dies bedeutet nicht, dass Recycling sinnlos ist – es ist immer besser als die Deponierung oder Verbrennung. Aber es ist entscheidend, seine Rolle im Ressourcenkreislauf richtig einzuordnen. Dr. Lena Hoffmann vom Umweltbundesamt formuliert es treffend: „Recycling ist die letzte Option im Ressourcenkreislauf.“ Davor stehen die viel wirksameren Strategien: Vermeiden (Refuse/Reduce), Wiederverwenden (Reuse) und Reparieren (Repair). Recycling kann die Symptome des übermäßigen Konsums lindern, aber es heilt nicht die Ursache. Es verbraucht selbst Energie und Ressourcen und kann uns in einer falschen Sicherheit wiegen, dass unser Konsum keine Konsequenzen hat, solange wir nur richtig trennen.

Ein weiteres Problem ist das sogenannte „Greenwashing“, bei dem Unternehmen ihre Produkte als umweltfreundlicher darstellen, als sie tatsächlich sind. Vage Begriffe wie „umweltfreundlich“ oder „grün“ ohne konkrete Nachweise auf der Verpackung sollten uns misstrauisch machen. Echte Nachhaltigkeit zeigt sich oft nicht in einem neuen Siegel, sondern in der Langlebigkeit, Reparierbarkeit und dem Verzicht auf unnötige Verpackung eines Produkts. Es erfordert ein kritisches Auge, um zwischen echten Bemühungen und reinen Marketingstrategien zu unterscheiden.

Machen Sie den Test: Eine Anleitung zur Berechnung Ihres persönlichen ökologischen Fußabdrucks

Der ökologische Fußabdruck ist eine wissenschaftliche Metrik, die misst, wie viel Fläche der Erde notwendig ist, um den Lebensstil eines Menschen nachhaltig zu ermöglichen. Er berücksichtigt alles: unsere Ernährung, unseren Konsum, unsere Mobilität und unsere Wohnsituation. Einen genauen Wert zu ermitteln ist komplex, doch zahlreiche Online-Rechner (zum Beispiel vom Umweltbundesamt oder WWF) bieten eine gute Annäherung. Diese Werkzeuge sind mehr als nur ein Zahlenspiel; sie sind ein Spiegel, der uns oft überraschende Wahrheiten über unsere größten „Umweltsünden“ aufzeigt.

Oft sind es nicht die offensichtlichen Dinge, die am stärksten ins Gewicht fallen. Vielleicht trennen Sie penibel Ihren Müll, aber leisten sich jedes Jahr eine Fernreise mit dem Flugzeug. Oder Sie ernähren sich vegan, kaufen aber ständig neue Kleidung aus konventioneller Produktion. Der Wasser-Fußabdruck eines einzigen Kleidungsstücks kann enorm sein. Laut dem Thünen-Institut werden für die Herstellung eines Baumwoll-T-Shirts etwa 2.700 Liter Wasser benötigt. Der Fußabdruck-Rechner macht solche versteckten Kosten sichtbar und hilft Ihnen, Prioritäten zu setzen, wo eine Veränderung die größte Wirkung erzielt.

Betrachten Sie das Ergebnis nicht als Urteil, sondern als Ausgangspunkt. Es geht nicht darum, Schuldgefühle zu erzeugen, sondern Bewusstsein zu schaffen. Eine wichtige Ergänzung zum Konzept des Fußabdrucks ist der „Handabdruck“. Während der Fußabdruck unseren negativen Einfluss misst, beschreibt der Handabdruck die positiven Veränderungen, die wir anstoßen – sei es durch politisches Engagement, die Organisation einer Tauschparty oder das Inspirieren von Freunden und Familie. Wie Dr. Markus Peters in seiner Studie zum Handabdruck-Konzept feststellt, motiviert die Konzentration auf den positiven Beitrag oft stärker als die bloße Reduktion des Negativen. Es ist die Kombination aus beidem – den Fußabdruck verstehen und den Handabdruck vergrößern –, die den Weg zu einem wirklich nachhaltigen Leben ebnet.

Reparieren statt neu kaufen: Eine praktische Anleitung zur Rettung Ihrer Alltagsgegenstände

Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft. Ein defekter Toaster, ein Smartphone mit schwachem Akku oder ein Riss im Lieblingspullover – oft scheint der Neukauf die einfachere und manchmal sogar günstigere Option zu sein. Diese Mentalität, angetrieben durch geplante Obsoleszenz und schnelllebige Trends, ist eine Katastrophe für die Umwelt. Reparieren ist mehr als nur eine handwerkliche Fähigkeit; es ist ein Akt des Widerstands gegen die Wegwerfkultur. Es wertschätzt die Ressourcen und die Arbeit, die in einem Produkt stecken, und verlängert dessen Lebenszyklus erheblich.

Die Bewegung für ein „Recht auf Reparatur“ gewinnt europaweit an Fahrt. Sie fordert von Herstellern, Ersatzteile und Reparaturanleitungen zugänglich zu machen. Frans Timmermans von der EU-Kommission bezeichnete dieses Recht als ein „Grundrecht der Nachhaltigkeit“. Doch Sie müssen nicht auf die Politik warten. Initiativen wie Repair-Cafés sind Orte der Hilfe zur Selbsthilfe, wo ehrenamtliche Experten Ihnen zeigen, wie Sie Ihre kaputten Gegenstände wieder zum Laufen bringen. Hier werden nicht nur Dinge repariert, sondern auch Wissen geteilt und Gemeinschaften gestärkt.

Fallstudie: Die Repair-Café-Bewegung in Deutschland

Die Zahlen sprechen für sich: Allein im Jahr 2024 konnten in den rund 150 deutschen Repair-Cafés über 12.000 Gegenstände erfolgreich repariert werden. Dadurch wurden schätzungsweise 300 Tonnen Abfall vermieden. Dieses Beispiel zeigt eindrucksvoll, welch enorme Wirkung solche lokalen Initiativen entfalten können, indem sie praktische Hilfe leisten und das Bewusstsein für die Werthaltigkeit von Produkten schärfen.

Der einfachste Weg, die Reparaturkultur zu unterstützen, ist der Besuch einer solchen Einrichtung. Hier sind die ersten Schritte:

  • Recherche: Suchen Sie online nach dem nächstgelegenen Repair-Café in Ihrer Stadt oder Gemeinde.
  • Vorbereitung: Kontaktieren Sie die Organisatoren, um einen Termin zu vereinbaren und zu klären, ob eventuell benötigte Ersatzteile vorrätig sind oder mitgebracht werden müssen.
  • Teilnahme: Besuchen Sie die Veranstaltung nicht nur zur Reparatur, sondern nutzen Sie die Gelegenheit, um an Workshops teilzunehmen und sich mit den ehrenamtlichen Helfern zu vernetzen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Der wirksamste Umweltschutz beginnt lange vor dem Recycling: bei der Vermeidung von Konsum (Suffizienz).
  • Fokussieren Sie sich auf die Bereiche mit der größten Wirkung: Ernährung, Mobilität und Wohnen machen oft 80 % Ihres Fußabdrucks aus.
  • Teilen, Tauschen und Reparieren sind mächtige Werkzeuge, die nicht nur Ressourcen schonen, sondern auch Gemeinschaften stärken und Geld sparen.

Ihr persönlicher Impact: Wie Sie Ihren ökologischen Fußabdruck messen und wirksam reduzieren

Nachdem wir die verschiedenen Facetten der Ressourcenschonung beleuchtet haben, stellt sich die Frage: Wo anfangen? Der Schlüssel liegt im Pareto-Prinzip, auch bekannt als die 80/20-Regel. Übertragen auf den persönlichen CO₂-Fußabdruck bedeutet dies, dass oft etwa 20 % unserer Aktivitäten für 80 % unserer Emissionen verantwortlich sind. Ihre Aufgabe ist es, genau diese 20 % zu identifizieren und dort gezielt anzusetzen. Für die eine Person mag dies der tägliche Weg zur Arbeit mit dem Auto sein, für eine andere der hohe Fleischkonsum oder der Energieverbrauch durch eine schlecht isolierte Wohnung.

Es ist entscheidend, zwischen zwei grundlegenden Strategien zu unterscheiden: Effizienz und Suffizienz. Effizienz bedeutet, die Dinge „richtig“ zu tun – zum Beispiel ein sparsameres Auto oder eine energieeffiziente Waschmaschine zu kaufen. Das ist gut, aber der Effekt wird oft durch Rebound-Effekte zunichtegemacht (wer ein sparsames Auto hat, fährt vielleicht mehr). Suffizienz hingegen bedeutet, die „richtigen“ Dinge zu tun – also zu fragen: Brauche ich das Auto überhaupt? Muss ich wirklich so oft waschen? Suffizienz zielt auf die Reduzierung des Verbrauchs selbst und hat daher meist den weitaus größeren positiven Einfluss.

Die folgende Tabelle verdeutlicht den Unterschied und die jeweilige Auswirkung am Beispiel von Mobilität und Energieverbrauch, basierend auf einer vergleichenden Analyse von Nachhaltigkeitsstrategien.

Effizienz vs. Suffizienz: Ein strategischer Vergleich
Strategie Beispiel Auswirkung
Effizienz Kauf sparsamer Geräte –15% Energieverbrauch
Suffizienz Verzicht auf Auto –60% CO₂-Emissionen

Ihr persönlicher „Impact“ geht jedoch über reinen Konsumverzicht hinaus. Wie Dr. Sabine Müller vom Institut für Politische Ökologie betont, vervielfältigt politisches Engagement Ihren Handabdruck. Setzen Sie sich für bessere Radwege in Ihrer Stadt ein, unterstützen Sie Petitionen für ein Recht auf Reparatur oder fordern Sie eine nachhaltigere Landwirtschaftspolitik. Indem Sie die Rahmenbedingungen verändern, schaffen Sie positive Effekte, die weit über Ihr individuelles Verhalten hinausgehen.

Der Weg zu einem nachhaltigeren Leben ist kein Sprint, sondern ein Marathon, der aus vielen kleinen, bewussten Entscheidungen besteht. Beginnen Sie noch heute damit, Ihren persönlichen Plan zu entwickeln und die Strategien umzusetzen, die für Sie und Ihre Lebenssituation am besten passen.

Häufige Fragen zu Weniger ist Zukunft: Ein praktischer Leitfaden zur radikalen Ressourcenschonung im Alltag

Wo gebe ich alte Batterien ab?

Alte Batterien können Sie bei kommunalen Sammelstellen, in vielen Geschäften, die Batterien verkaufen (Supermärkte, Drogerien), oder auf Recyclinghöfen kostenlos abgeben.

Wie entsorge ich Elektroschrott?

Kleiner Elektroschrott kann oft im Elektrofachhandel zurückgegeben werden. Für größere Geräte gibt es spezielle Rücknahmesysteme der Hersteller oder kommunale Recyclinghöfe, die eine fachgerechte Entsorgung sicherstellen.

Was mache ich mit abgelaufenen Medikamenten?

Abgelaufene Medikamente gehören nicht in den Hausmüll oder die Toilette. Bringen Sie sie am besten zurück zur Apotheke, die sich um eine sichere und fachgerechte Entsorgung kümmert.

Geschrieben von Katrin Bauer, Dr. Katrin Bauer ist eine Umweltwissenschaftlerin und Journalistin mit über 18 Jahren Erfahrung in der Forschung zu Klimawandel und Biodiversität. Ihr Fokus liegt auf der verständlichen Kommunikation komplexer ökologischer Zusammenhänge.