Veröffentlicht am März 11, 2024

Nachhaltigkeit ist für deutsche Unternehmen kein Kostenfaktor mehr, sondern der Kern eines resilienten und zukunftsfähigen Geschäftsmodells.

  • Die CSRD-Gesetzgebung macht ein strategisches Nachhaltigkeitsmanagement zur unternehmerischen Pflicht und trennt ambitionierte Vorreiter von reinen Mitläufern.
  • Authentische Kommunikation und eine transparente Lieferkette sind entscheidend für die „License to Operate“ und das Vertrauen von Kunden und Investoren.

Empfehlung: Beginnen Sie nicht mit isolierten Maßnahmen, sondern mit einer doppelten Wesentlichkeitsanalyse, um die für Ihr Geschäft wirklich relevanten Themen zu identifizieren und Ihre Ressourcen gezielt einzusetzen.

Als moderne Führungskraft stehen Sie heute vor einer doppelten Herausforderung: Sie müssen nicht nur wirtschaftlich erfolgreich sein, sondern auch gesellschaftliche Verantwortung übernehmen. Der Druck von Kunden, Investoren und dem Gesetzgeber, nachhaltig zu wirtschaften, wächst stetig. Viele Unternehmen reagieren darauf mit altbekannten Rezepten: eine Seite im Geschäftsbericht wird grüner gestaltet, man spricht über CO2-Reduktion oder startet eine öffentlichkeitswirksame Spendenaktion. Doch diese Ansätze bleiben oft an der Oberfläche und kratzen kaum am eigentlichen Kerngeschäft.

Die Gefahr, in die Greenwashing-Falle zu tappen, ist groß und die Enttäuschung bei den Stakeholdern vorprogrammiert. Aber was, wenn die wahre Lösung nicht darin besteht, Nachhaltigkeit als separates Projekt „anzudocken“, sondern sie als das grundlegende Betriebssystem Ihres gesamten Unternehmens zu begreifen? Ein System, das nicht nur Risiken minimiert, sondern aktiv neue Chancen schafft, die Widerstandsfähigkeit (Resilienz) stärkt und letztlich einen messbaren Mehrwert generiert, der weit über das Finanzielle hinausgeht.

Dieser Artikel führt Sie durch die strategischen Schritte, um Nachhaltigkeit authentisch und tiefgreifend in der DNA Ihres Unternehmens zu verankern. Wir beleuchten, warum die alleinige Fokussierung auf den Profit ausgedient hat, wie Sie die für Sie wesentlichen Handlungsfelder finden und wie Sie eine Kultur schaffen, die vom Wissen zum tatsächlichen Handeln kommt. Es ist ein Wegweiser, um aus einer Pflicht eine Kür zu machen und Ihr Unternehmen nicht nur profitabel, sondern auch zukunftsfähig und gesellschaftlich relevant aufzustellen.

Um diese Transformation erfolgreich zu gestalten, ist ein strukturierter Ansatz unerlässlich. Der folgende Leitfaden bietet Ihnen einen klaren Überblick über die zentralen Bausteine einer integrierten Nachhaltigkeitsstrategie, von der fundamentalen Neuausrichtung Ihrer Erfolgsmessung bis hin zur Schaffung eines kollektiven Bewusstseins in Ihrem Team.

Mehr als nur der Profit: Warum die „Triple Bottom Line“ die Zukunft der Unternehmensbewertung ist

Jahrzehntelang war der finanzielle Gewinn die alleinige Messlatte für unternehmerischen Erfolg. Doch dieses Paradigma erodiert. Die „Triple Bottom Line“ (TBL) etabliert sich als neuer Standard, der ökonomische, ökologische und soziale Leistungen gleichwertig bewertet. Dieses 3P-Modell – People, Planet, Profit – ist keine idealistische Spinnerei, sondern wird zur harten Währung in der Unternehmensbewertung. Es zwingt Unternehmen, die externen Kosten ihres Handelns, wie Umweltschäden oder soziale Ungerechtigkeiten, in ihre Kalkulation einzubeziehen und eine ganzheitliche Wertschöpfungslogik zu entwickeln.

Diese Entwicklung wird in Deutschland durch die Gesetzgebung massiv beschleunigt. Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) der EU macht eine umfassende Nachhaltigkeitsberichterstattung für immer mehr Unternehmen zur Pflicht. Die TBL liefert dafür das konzeptionelle Fundament. Es geht nicht mehr darum, *ob* man berichtet, sondern *wie* tiefgreifend und datengestützt man seine Auswirkungen auf Mensch und Umwelt offenlegt. Wer hier nur oberflächliche Kennzahlen liefert, verliert schnell die Gunst von Investoren, Banken und Talenten.

Die deutsche Wirtschaftselite hat diesen Wandel bereits erkannt. Eine detaillierte Analyse von EY zeigt, dass bereits 90 % der deutschen DAX- und MDAX-Unternehmen auf eine zentrale ESG-Abteilung setzen, um diese komplexen Anforderungen zu steuern. Für den Mittelstand bedeutet das: Der TBL-Ansatz ist kein „Nice-to-have“ mehr, sondern ein entscheidender Faktor für den Zugang zu Kapital und die langfristige Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit. Es ist die Basis für ein resilientes Geschäftsmodell, das auch in Krisenzeiten stabil bleibt.

Wo fängt man an? Wie Sie die wirklich wichtigen Nachhaltigkeitsthemen für Ihr Unternehmen finden

Angesichts der Fülle an Nachhaltigkeitsthemen – von CO2-Emissionen über Artenvielfalt bis hin zu fairen Arbeitsbedingungen – fühlen sich viele Unternehmer überfordert. Der Schlüssel zur effektiven Strategie liegt darin, sich nicht zu verzetteln, sondern die Themen zu identifizieren, die für das eigene Geschäftsmodell die größte Relevanz haben. Genau hier setzt das Konzept der doppelten Wesentlichkeitsanalyse an, das auch im Zentrum der CSRD-Berichtspflicht steht. Es ist das strategische Navigationsinstrument, um Prioritäten zu setzen.

Die Analyse betrachtet zwei Perspektiven gleichzeitig:

  • Inside-Out-Perspektive (Impact Materiality): Welche wesentlichen Auswirkungen hat unser Unternehmen auf Umwelt und Gesellschaft? Hier geht es um den eigenen Fußabdruck, z.B. durch Ressourcenverbrauch oder Arbeitsbedingungen in der Lieferkette.
  • Outside-In-Perspektive (Financial Materiality): Welche wesentlichen Nachhaltigkeitsaspekte von außen beeinflussen unseren Geschäftserfolg? Hier geht es um Risiken und Chancen, z.B. durch neue Gesetze, veränderte Kundenanforderungen oder physische Klimarisiken.

Themen, die in beiden Dimensionen eine hohe Relevanz aufweisen, sind Ihre strategischen Prioritäten. Für einen deutschen Automobilzulieferer könnte dies die Kreislaufwirtschaft bei Batterien sein, für ein Textilunternehmen die Wasserknappheit in den Produktionsländern.

Visualisierung der doppelten Wesentlichkeitsanalyse für deutsche Unternehmen im Rahmen der CSRD-Anforderungen

Dieser Prozess ist keine reine Pflichtübung für den Nachhaltigkeitsbericht. Er ist eine strategische Analyse, die dabei hilft, Ressourcen gezielt einzusetzen, Risiken proaktiv zu managen und Innovationspotenziale zu heben. Ein strukturierter Prozess umfasst typischerweise die Identifizierung von ESG-Risiken und -Chancen, die Verknüpfung dieser mit den übergeordneten Unternehmenszielen und die Implementierung eines Systems zur kontinuierlichen Überwachung der Fortschritte. So wird Nachhaltigkeit von einer reinen Berichtsaufgabe zu einem integralen Bestandteil der Unternehmenssteuerung.

Die Greenwashing-Falle: Wie Sie authentisch über Ihr Engagement berichten, ohne unglaubwürdig zu wirken

Nachhaltigkeitskommunikation ist ein Drahtseilakt. Auf der einen Seite erwarten Kunden und Partner Transparenz, auf der anderen Seite lauert der Vorwurf des Greenwashings bei jeder unbedachten Formulierung. Greenwashing bezeichnet den Versuch, sich durch vage, irrelevante oder falsche Aussagen ein umweltfreundliches und verantwortungsbewusstes Image zu geben, ohne dass die tatsächlichen Geschäftspraktiken dies rechtfertigen. In einem Marktumfeld, in dem Glaubwürdigkeit alles ist, kann dies verheerende Folgen haben.

Die Studie „ESG und Nachhaltigkeit im Mittelstand 2025“ zeigt, dass 62 % der deutschen Mittelstandsunternehmen bereits freiwillig über Nachhaltigkeit berichten. Dieser Eifer ist positiv, birgt aber auch Risiken. Wer mit Begriffen wie „klimaneutral“ oder „umweltfreundlich“ wirbt, ohne dies lückenlos belegen zu können, riskiert nicht nur einen Imageschaden, sondern auch rechtliche Konsequenzen. Authentizität ist der einzige Ausweg aus diesem Dilemma. Das bedeutet, ehrlich über Erfolge, aber auch über Herausforderungen und Rückschläge zu sprechen.

Die Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeit ist kein reines Marketing-Thema mehr, sondern essenzielles Risikomanagement. Wie eine Expertin treffend formuliert, geht es um die grundsätzliche Daseinsberechtigung eines Unternehmens.

Die unternehmerische Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeit ist Risikomanagement. Hier geht es nicht mehr um strategische Wettbewerbsvorteile, sondern tatsächlich und ganz profund um die ‚license to operate‘ eines jeden Unternehmens.

– Irene Binder, Sustainability Transformation Director L’Oreal DACH

Eine authentische Kommunikation basiert auf Daten, Fakten und anerkannten Standards. Anstatt vager Versprechen sollten Sie konkrete, messbare Ziele formulieren und Ihre Fortschritte transparent dokumentieren. Dies schafft Vertrauen und differenziert Ihr Unternehmen von denen, die Nachhaltigkeit nur als Fassade nutzen.

Ihr Aktionsplan zur Vermeidung von Greenwashing

  1. Messbare Ziele definieren: Formulieren Sie klare, quantitative Nachhaltigkeitsziele (z.B. „Reduktion des Wasserverbrauchs um 15 % bis 2028“) anstelle von vagen Versprechen wie „wir schonen Ressourcen“.
  2. Anerkannte Standards nutzen: Orientieren Sie Ihre Berichterstattung an etablierten Rahmenwerken wie dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) oder den GRI-Standards, um Vergleichbarkeit und Glaubwürdigkeit zu gewährleisten.
  3. Transparent über Hürden sprechen: Kommunizieren Sie offen über noch nicht erreichte Ziele und die Herausforderungen auf Ihrem Weg. Das signalisiert Ehrlichkeit und Lernbereitschaft.
  4. Externe Prüfung anstreben: Lassen Sie Ihre Nachhaltigkeitsdaten und -berichte von unabhängigen Dritten prüfen. Ein externes Testat erhöht die Glaubwürdigkeit erheblich.
  5. Rechtlich heikle Begriffe meiden: Vermeiden Sie absolut gesetzte Begriffe wie „klimaneutral“ oder „100 % nachhaltig“, wenn diese nicht durch anerkannte Zertifikate und eine lückenlose Bilanzierung untermauert sind.

Vom Feld bis zum Kunden: Wie Sie eine wirklich nachhaltige Lieferkette aufbauen

Eine der größten Herausforderungen und gleichzeitig einer der größten Hebel für eine wirksame Nachhaltigkeitsstrategie liegt in der Lieferkette. Oft finden über 80 % der sozialen und ökologischen Auswirkungen eines Unternehmens nicht im eigenen Haus, sondern bei den Zulieferern statt. Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) in Deutschland unterstreicht diese Verantwortung und verpflichtet Unternehmen, Menschenrechts- und Umweltstandards bei ihren direkten und indirekten Partnern sicherzustellen. Was als regulatorische Pflicht beginnt, ist in Wahrheit eine Chance, die eigene Lieferkette resilienter, transparenter und ethischer zu gestalten.

Die Umsetzung ist komplex. Viele Unternehmen haben kaum Einblick, was jenseits ihres direkten Tier-1-Zulieferers passiert. Laut Stellungnahme der Bundesregierung wird das Lieferkettengesetz in Deutschland letztlich rund 2.800 Unternehmen direkt betreffen, doch die Auswirkungen strahlen auf zehntausende KMU als deren Zulieferer aus. Eine wirklich nachhaltige Lieferkette erfordert daher einen Paradigmenwechsel: weg von reiner Kostenoptimierung, hin zu einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit, die auf gemeinsamen Werten und Transparenz beruht.

Blockchain-basierte Lieferkettentransparenz in deutschen Industrieunternehmen

Moderne Technologien wie Blockchain bieten hier neue Möglichkeiten. Durch dezentrale, fälschungssichere Datenbanken können Produkte und Rohstoffe lückenlos vom Ursprung bis zum Endkunden verfolgt werden („Track & Trace“). Dies schafft nicht nur die für das LkSG erforderliche Transparenz über Herkunft und Produktionsbedingungen, sondern ermöglicht es auch, verantwortungsvolle Akteure in der Kette zu identifizieren und zu fördern. Langfristig führt dies zu einer stabileren Versorgung, einer Reduktion von Reputationsrisiken und einer stärkeren Kundenbindung, da die Geschichte hinter dem Produkt glaubwürdig erzählt werden kann.

Bio, Fair Trade, B Corp: Welches Nachhaltigkeitssiegel für Ihr Unternehmen das richtige ist

Nachhaltigkeitssiegel können ein wertvolles Instrument sein, um Glaubwürdigkeit bei Kunden zu schaffen und das eigene Engagement nach außen zu signalisieren. Doch der „Siegel-Dschungel“ ist dicht und unübersichtlich. Die Wahl des falschen Siegels kann teuer und ineffektiv sein. Daher ist es entscheidend, ein Siegel zu wählen, das zur eigenen Branche, zur Zielgruppe und vor allem zur übergeordneten Unternehmensstrategie passt. Ein reines Produktsiegel wie der „Blaue Engel“ hat eine andere Funktion als eine umfassende Unternehmenszertifizierung wie „B Corp“.

Die Relevanz dieses Themas wird durch die Regulatorik massiv verstärkt. Mit der Ausweitung der CSRD-Berichtspflicht wird die Zahl der berichtspflichtigen Unternehmen von etwa 500 auf 15.000 Unternehmen in Deutschland ansteigen. Für viele dieser Unternehmen werden anerkannte Siegel und Managementsysteme wie EMAS zu einem wichtigen Baustein, um die geforderten Daten systematisch zu erheben und ihre Leistung glaubwürdig zu belegen. Ein Siegel ist somit nicht nur ein Marketing-Tool, sondern zunehmend auch ein Instrument des strategischen Nachhaltigkeitsmanagements.

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über einige der wichtigsten Siegel und Zertifizierungen in Deutschland und hilft bei der Einordnung:

Vergleich der wichtigsten Nachhaltigkeitssiegel in Deutschland
Siegel Branche/Fokus Zielgruppe Kosten-Nutzen
Blauer Engel Produkte allgemein B2C, umweltbewusste Verbraucher Mittel/Hoch – starke Markenbekanntheit in Deutschland
Grüner Knopf Textilien B2C, Modeindustrie Mittel/Mittel – wachsende Bekanntheit
B Corp Gesamtstrategie B2B/B2C, internationale Märkte Hoch/Hoch – umfassende Zertifizierung
EMAS Umweltmanagement B2B, öffentliche Aufträge Hoch/Sehr hoch – EU-weit anerkannt

Die Entscheidung für oder gegen ein Siegel sollte auf der Wesentlichkeitsanalyse basieren. Welches Siegel adressiert die für Sie relevantesten Themen am besten? Welches wird von Ihrer wichtigsten Zielgruppe erkannt und geschätzt? Eine Zertifizierung ist kein Selbstzweck, sondern muss die strategischen Ziele des Unternehmens unterstützen und einen klaren Mehrwert liefern, sei es durch verbesserten Marktzugang, höhere Glaubwürdigkeit oder effizientere Prozesse.

Warum wir das Klima retten wollen, aber trotzdem in den Urlaub fliegen: Die Psychologie der Verdrängung

Ein zentrales Hindernis bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien ist die Lücke zwischen Wissen und Handeln. Sowohl im privaten als auch im unternehmerischen Kontext sind wir oft mit dem Phänomen der kognitiven Dissonanz konfrontiert: Wir wissen um die Notwendigkeit von Veränderungen, halten aber an alten, bequemen Gewohnheiten fest. Dieser psychologische Mechanismus der Verdrängung schützt uns vor dem unangenehmen Gefühl des Widerspruchs, sabotiert aber gleichzeitig den Fortschritt.

Im Unternehmen äußert sich dies auf vielfältige Weise: Manager, die zwar ehrgeizige Klimaziele verkünden, aber weiterhin Boni allein an finanzielle Kennzahlen knüpfen. Mitarbeiter, die zwar an Nachhaltigkeitsschulungen teilnehmen, im Alltag aber aus Gewohnheit oder aufgrund falscher Anreize weiterhin ressourcenintensiv handeln. Eine Nachhaltigkeitsstrategie, die nur auf dem Papier existiert und nicht die Herzen und Köpfe der Menschen erreicht, ist zum Scheitern verurteilt. Die Transformation hin zu einem nachhaltigen Unternehmen ist daher zu einem großen Teil ein Change-Management-Prozess.

Um diese Kluft zu überbrücken, müssen die abstrakten Ziele in den konkreten Arbeitsalltag übersetzt und mit positiven Anreizen verknüpft werden. Es geht darum, neue Routinen zu etablieren und Nachhaltigkeit als selbstverständlichen Teil der Unternehmenskultur zu verankern. Folgende Ansätze haben sich in der Praxis bewährt:

  • Führungskräfte motivieren: Koppeln Sie die variable Vergütung von Führungskräften direkt an das Erreichen von klar definierten ESG-Zielen.
  • Mitarbeiter einbinden: Integrieren Sie Nachhaltigkeits-KPIs in die individuellen Zielvereinbarungen der Mitarbeiter auf allen Ebenen.
  • Gamification nutzen: Etablieren Sie interne „Nachhaltigkeits-Challenges“ zwischen Abteilungen oder führen Sie spielerische Ansätze zur CO2-Reduktion im Arbeitsalltag ein (z.B. Wettbewerbe zum Thema „Rad zur Arbeit“).
  • Innovation fördern: Implementieren Sie ein betriebliches Vorschlagswesen, das ökologische und soziale Verbesserungsideen gezielt prämiert.

Indem Sie die psychologischen Hürden anerkennen und aktiv durch neue Strukturen und Anreize überwinden, verwandeln Sie passive Zustimmung in aktives Engagement. Nur so wird Nachhaltigkeit von einer reinen Absichtserklärung zu gelebter Praxis.

Gut für den Nutzer, gut fürs Geschäft: Fallstudien, die beweisen, dass sich ethisches Design auszahlt

Die Idee, dass ethisches und nachhaltiges Handeln auf Kosten des Profits geht, ist ein hartnäckiger Mythos. Immer mehr Fallstudien aus dem deutschen Mittelstand beweisen das Gegenteil: Eine auf Langlebigkeit, Reparierbarkeit und Ressourcenschonung ausgerichtete Produktentwicklung („ethisches Design“) schafft nicht nur einen positiven gesellschaftlichen Beitrag, sondern auch handfeste ökonomische Vorteile. Unternehmen, die in Kreislaufwirtschaft investieren, reduzieren ihre Abhängigkeit von volatilen Rohstoffmärkten und erschließen neue Geschäftsmodelle wie „Product-as-a-Service“.

Dieser Ansatz trifft auf eine wachsende Nachfrage. In einer aktuellen Umfrage vertreten 30 % der Deutschen die Meinung, dass vor allem Unternehmen für Umweltprobleme verantwortlich sind und Lösungen liefern müssen. Diese Erwartungshaltung ist eine immense Chance. Unternehmen, die beweisen, dass ihre Produkte und Dienstleistungen nicht nur den Nutzerbedürfnissen entsprechen, sondern auch ethischen und ökologischen Kriterien genügen, bauen eine tiefe Markentreue auf.

Innovative Kreislaufwirtschaft im deutschen Mittelstand visualisiert

Der deutsche Staat flankiert diese Entwicklung mit gezielten Förderprogrammen. Ein gutes Beispiel ist die Unterstützung durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA). Es bietet kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) erhebliche Zuschüsse für Beratungsleistungen im Bereich Energie- und Ressourceneffizienz. Diese Förderungen senken die Einstiegshürden und ermöglichen es auch Unternehmen mit begrenzten Budgets, professionelle Analysen durchzuführen und eine fundierte Strategie für nachhaltige Innovationen zu entwickeln. Ethisches Design und nachhaltiges Wirtschaften werden so von einer rein unternehmerischen Entscheidung zu einer volkswirtschaftlich geförderten Bewegung, die ökologische Vernunft und ökonomischen Erfolg miteinander verbindet.

Das Wichtigste in Kürze

  • Nachhaltigkeit ist kein Add-on, sondern ein strategischer Kernprozess, der durch Regulatorik wie die CSRD zur Pflicht für immer mehr deutsche Unternehmen wird.
  • Authentizität und datengestützte Transparenz sind der einzige Weg, um der Greenwashing-Falle zu entgehen und die „License to Operate“ zu sichern.
  • Wirklicher Wandel erfordert einen systemischen Ansatz, der die gesamte Wertschöpfungskette einbezieht und die psychologischen Hürden bei Mitarbeitern aktiv überwindet.

Vom Wissen zum Handeln: Wie wir ein kollektives Umweltbewusstsein schaffen, das wirklich etwas verändert

Die erfolgreiche Integration von Nachhaltigkeit ist letztlich eine Frage der Kultur. Alle Daten, Strategien und Berichte bleiben wirkungslos, wenn sie nicht von einem kollektiven Bewusstsein und dem Willen zum Handeln getragen werden. Die Transformation gelingt nur, wenn jeder einzelne Mitarbeiter – vom Vorstand bis zum Auszubildenden – die Vision versteht, mitträgt und in seinem Verantwortungsbereich umsetzt. Es geht darum, eine „Community of Purpose“ zu schaffen, eine Gemeinschaft, die sich einem gemeinsamen, sinnstiftenden Ziel verschrieben hat.

Dieses kollektive Bewusstsein entsteht nicht durch Anweisungen von oben, sondern durch Partizipation, Transparenz und Empowerment. Indem Sie Mitarbeiter in die Entwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie einbeziehen, ihnen die notwendigen Ressourcen und Kompetenzen an die Hand geben und Erfolge gemeinsam feiern, schaffen Sie intrinsische Motivation. Die Nachhaltigkeitsstrategie wird vom „Projekt des Managements“ zum „unserem Weg“.

Dieser Weg endet nicht an den Werkstoren. Zukunftsfähige Unternehmen verstehen sich als Teil eines größeren Ökosystems und arbeiten aktiv mit lokalen Partnern, NGOs und der Wissenschaft zusammen. Sie nutzen ihre unternehmerische Kraft, um positive Veränderungen in ihrer Region und entlang ihrer Wertschöpfungskette anzustoßen. So wird das eigene Unternehmen zu einem Motor für einen Wandel, der weit über die eigene Bilanz hinausgeht und einen echten, positiven Fußabdruck in der Gesellschaft hinterlässt.

Häufige Fragen zur Etablierung eines Nachhaltigkeitsmanagements

Braucht jedes Unternehmen einen Chief Sustainability Officer?

Nicht zwingend einen CSO, aber eine klare Verantwortlichkeit für Nachhaltigkeit ist essentiell. In KMU kann dies auch ein ‚Grünes Team‘ oder ein Nachhaltigkeitsbeauftragter übernehmen.

Wie können kleine Unternehmen ohne große Budgets Nachhaltigkeit vorantreiben?

Durch Nutzung staatlicher Förderprogramme (z.B. BAFA), Kooperationen mit lokalen Initiativen und schrittweise Implementierung beginnend mit kostenneutralen Maßnahmen wie Energieeinsparungen.

Wie misst man den Erfolg von Nachhaltigkeitsmaßnahmen?

Durch klar definierte KPIs wie CO2-Reduktion, Energieverbrauch, Mitarbeiterzufriedenheit und Einhaltung von ESG-Kriterien, die regelmäßig überprüft und in Nachhaltigkeitsberichten dokumentiert werden.

Geschrieben von Katrin Bauer, Dr. Katrin Bauer ist eine Umweltwissenschaftlerin und Journalistin mit über 18 Jahren Erfahrung in der Forschung zu Klimawandel und Biodiversität. Ihr Fokus liegt auf der verständlichen Kommunikation komplexer ökologischer Zusammenhänge.