
Die deutsche Energiewende ist weit mehr als nur der Ausbau von Solar und Wind; ihr Erfolg hängt von der intelligenten Verknüpfung aller Komponenten ab – vom Netz bis zum Speicher.
- Dezentrale Erzeugung durch Solar und Wind erfordert einen massiven Netzausbau und innovative Speicherlösungen, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.
- Als Verbraucher haben Sie durch die Wahl eines echten Ökostrom-Anbieters und den Einsatz smarter Technologien einen direkten und messbaren Einfluss.
Empfehlung: Betrachten Sie die Energiewende als Gesamtsystem, um fundierte Entscheidungen für Ihr Zuhause und die Gesellschaft treffen zu können.
Die Debatte um die Energie der Zukunft ist in Deutschland allgegenwärtig. Schlagworte wie Energiewende, Klimaneutralität und Versorgungssicherheit dominieren die Nachrichten. Viele Bürger fragen sich jedoch, was sich hinter diesen Begriffen konkret verbirgt. Man hört von Rekorden beim Solarausbau und Protesten gegen Windräder, doch das große Ganze bleibt oft unklar. Die üblichen Erklärungen kratzen oft nur an der Oberfläche: Man müsse einfach mehr erneuerbare Energien ausbauen, um das Klima zu schützen. Doch diese Sichtweise greift zu kurz und ignoriert die eigentliche Komplexität der Aufgabe.
Die Wahrheit ist, dass die Energiewende weniger ein einfaches Rennen um die meiste installierte Leistung ist, sondern vielmehr ein gigantisches Ingenieursprojekt. Es geht nicht nur darum, Energie zu erzeugen, sondern sie auch zur richtigen Zeit am richtigen Ort verfügbar zu machen. Die eigentliche Herausforderung und der Schlüssel zum Erfolg liegen in der intelligenten Verknüpfung – der Sektorenkopplung – von Strom, Wärme, Verkehr und Industrie. Es ist ein Paradigmenwechsel von einem zentralisierten System mit wenigen großen Kraftwerken zu einem dezentralen Netzwerk aus Millionen kleiner Erzeuger.
Doch was bedeutet dieser Wandel für Sie als Hausbesitzer, Mieter oder politisch interessierten Bürger? Wie funktionieren die einzelnen Technologien wirklich, jenseits der Mythen? Dieser Artikel bricht die Komplexität der deutschen Energiewende auf verständliche Bausteine herunter. Er liefert einen klaren Blick auf das Potenzial und die Herausforderungen der wichtigsten erneuerbaren Energiequellen und zeigt, wie die Puzzleteile von der Erzeugung über das Netz bis hin zum Speicher und dem intelligenten Verbrauch ineinandergreifen, um eine nachhaltige und unabhängige Energiezukunft für Deutschland zu sichern.
Um dieses komplexe Thema strukturiert zu beleuchten, führt dieser Leitfaden Sie durch die zentralen Säulen der deutschen Energiewende. Von den populärsten Technologien bis hin zu den entscheidenden, aber oft übersehenen Herausforderungen der Infrastruktur, erhalten Sie einen umfassenden Überblick.
Inhaltsverzeichnis: Die Bausteine der deutschen Energiewende
- Die Kraft der Sonne nutzen: Wie Solarenergie funktioniert und ob sie sich für Ihr Zuhause rechnet
- Windkraft im Faktencheck: Das wahre Potenzial und die Mythen rund um die Windenergie
- Die verlässlichen Kräfte der Natur: Das Potenzial von Wasserkraft und Erdwärme
- Wohin mit dem ganzen Strom? Die Herausforderung des Stromnetzes in der Energiewende
- Nicht jeder Ökostrom ist gleich: Wie Sie den richtigen Anbieter finden und wirklich etwas bewirken
- Die Sonne scheint nicht immer: Ein verständlicher Vergleich der Energiespeichertechnologien
- Ihr Zuhause denkt mit: Wie Wettervorhersage und Anwesenheitserkennung Ihre Heizung optimieren
- Grüne Revolution im Alltag: Wie nachhaltige Technologien unsere Zukunft sichern
Die Kraft der Sonne nutzen: Wie Solarenergie funktioniert und ob sie sich für Ihr Zuhause rechnet
Die Solarenergie ist das Gesicht der Energiewende in Deutschland und erlebt einen beispiellosen Boom. Photovoltaik (PV)-Anlagen wandeln Sonnenlicht direkt in elektrischen Strom um. Dieser Prozess findet in Solarzellen statt, die meist aus Silizium bestehen. Trifft Sonnenlicht auf diese Zellen, werden Elektronen in Bewegung versetzt – es fließt Strom. Dieser Gleichstrom wird anschließend von einem Wechselrichter in den haushaltsüblichen Wechselstrom umgewandelt. Der erzeugte Strom kann entweder direkt im Haus verbraucht, in einem Batteriespeicher für später gesichert oder gegen eine Vergütung ins öffentliche Netz eingespeist werden. Der Erfolg ist messbar: Laut dem Bundesverband Solarwirtschaft hat Deutschland einen historischen Meilenstein erreicht, mit über 100 Gigawatt installierter Photovoltaik-Leistung und rund einer Million neuer Anlagen allein im Jahr 2024.
Die Attraktivität der Solarenergie für Hausbesitzer liegt vor allem in der Möglichkeit, den Eigenverbrauch zu maximieren und sich so von steigenden Strompreisen unabhängiger zu machen. Besonders in Kombination mit einem Heimspeicher kann ein hoher Autarkiegrad erreicht werden. Doch die dezentrale Revolution findet nicht nur auf Dächern statt.
Fallbeispiel: Balkonkraftwerke als Einstieg für jedermann
Ein herausragendes Beispiel für die Demokratisierung der Energiewende sind die sogenannten Balkonkraftwerke. Allein 2024 wurden 450.000 dieser Steckersolargeräte installiert, eine Verdopplung zum Vorjahr. Diese Mini-PV-Anlagen mit einer Leistung von 600-800 Watt ermöglichen es auch Mietern, eigenen Strom zu produzieren und ihre Stromrechnung direkt zu senken. Sie werden einfach an eine Steckdose angeschlossen und speisen den erzeugten Strom direkt in den Haushaltsstromkreis ein, wo er von laufenden Geräten wie dem Kühlschrank sofort verbraucht wird.
Ihr Aktionsplan zur eigenen Solaranlage
- Kontaktpunkte & Potenzialanalyse: Prüfen Sie das Potenzial Ihres Daches über kommunale Solarkataster (online für die meisten deutschen Städte verfügbar) und nehmen Sie frühzeitig Kontakt zum lokalen Netzbetreiber für die Anschlussbedingungen auf.
- Datenerfassung & Sammlung: Sammeln Sie Ihre Verbrauchsdaten des letzten Jahres zur optimalen Dimensionierung der Anlage und holen Sie Angebote von mindestens drei zertifizierten lokalen Installateuren ein.
- Kohärenz-Check: Vergleichen Sie die Angebote kritisch. Passen die vorgeschlagene Anlagengröße und Speicheroption zu Ihrer Wirtschaftlichkeitsberechnung (Eigenverbrauch vs. Einspeisung) und den Bedingungen der KfW-Förderung 270?
- Bewertung & Entscheidung: Beurteilen Sie die langfristige Rentabilität und die Qualität der Komponenten. Wählen Sie das Angebot, das den besten Gesamtwert und die zuverlässigste Technik verspricht, nicht zwingend den niedrigsten Preis.
- Integrationsplan: Erstellen Sie einen klaren Fahrplan für die offizielle Beantragung des Netzanschlusses, den Installationstermin und die abschließende, verpflichtende Registrierung Ihrer Anlage im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur.
Windkraft im Faktencheck: Das wahre Potenzial und die Mythen rund um die Windenergie
Neben der Sonne ist der Wind die zweite tragende Säule der deutschen Energiewende. Moderne Windkraftanlagen sind technologische Meisterwerke, die Bewegungsenergie des Windes in elektrischen Strom umwandeln. Die Rotorblätter werden durch den Wind in Drehung versetzt, was einen Generator antreibt. Die erzeugte Energie wird dann ins Stromnetz eingespeist. Deutschland hat hier in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gemacht, um den Ausbau zu beschleunigen. Die Bundesnetzagentur meldet einen historischen Rekord: Im Jahr 2024 wurden Genehmigungen für eine Leistung von fast 15 Gigawatt Windenergie erteilt, ein Anstieg von 90 % gegenüber dem Vorjahr. Dies zeigt, dass die politischen Weichen für einen massiven Zubau gestellt sind.
Trotz ihres enormen Potenzials ist die Windkraft oft Gegenstand hitziger Debatten und Mythen. Ein häufiges Vorurteil ist die angebliche Gefahr für Vögel. Moderne Anlagen sind jedoch mit Abschaltsystemen ausgestattet und die Standortwahl berücksichtigt Vogelschutzgebiete. Ein weiterer Mythos ist der Infraschall. Zahlreiche wissenschaftliche Studien, unter anderem vom Umweltbundesamt, haben gezeigt, dass der von Windrädern erzeugte Infraschall in den üblichen Abständen zur Wohnbebauung unter der menschlichen Wahrnehmungsgrenze liegt und keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen verursacht.

Ein zentraler Vorteil der Windenergie, besonders von Anlagen im Binnenland und auf See (Offshore), ist ihre hohe Verfügbarkeit auch in den Wintermonaten, wenn der Energiebedarf am höchsten ist und die Sonneneinstrahlung geringer. Sie ergänzt die Solarenergie somit ideal im Jahresverlauf und trägt maßgeblich zur Systemstabilität bei. Die Herausforderung besteht darin, die erzeugte Energie von den windreichen Regionen im Norden zu den Verbrauchszentren im Süden zu transportieren, was den Netzausbau zu einer Priorität macht.
Die verlässlichen Kräfte der Natur: Das Potenzial von Wasserkraft und Erdwärme
Während Sonne und Wind für ihre schwankende Verfügbarkeit bekannt sind, gibt es zwei erneuerbare Energiequellen, die eine konstante und verlässliche Leistung liefern können: Wasserkraft und Geothermie. Sie sind entscheidend für die sogenannte Grundlastfähigkeit des Stromnetzes, also die Fähigkeit, rund um die Uhr eine Mindestmenge an Energie bereitzustellen. Die Wasserkraft nutzt die Energie von fließendem oder fallendem Wasser, um Turbinen und Generatoren anzutreiben. In Deutschland sind die Potenziale für große Laufwasser- und Speicherkraftwerke weitgehend ausgeschöpft, sie bilden aber weiterhin ein stabiles Rückgrat der Energieversorgung, insbesondere in den südlichen Bundesländern.
Ein weitaus größeres, noch kaum erschlossenes Potenzial liegt in der Tiefengeothermie. Hierbei wird heißes Wasser aus tiefen Erdschichten an die Oberfläche gepumpt, um über einen Wärmetauscher Energie für Fernwärmenetze oder zur Stromerzeugung zu gewinnen. Das abgekühlte Wasser wird anschließend wieder in die Erde zurückgeleitet. Dieses Verfahren ist wetterunabhängig und kann 24/7 Energie liefern.
Deutschland verfügt allein im Oberrheingraben und im norddeutschen Becken über ein enormes Tiefengeothermie-Potenzial für grundlastfähige Wärme- und Stromversorgung.
– Bundesverband Geothermie, Jahresbericht Geothermie 2024
Die Stadtwerke München sind hier ein Vorreiter und zeigen, wie die Dekarbonisierung der städtischen Wärmeversorgung gelingen kann. Sie betreiben bereits mehrere Geothermie-Anlagen mit über 40 Megawatt installierter Leistung und planen, die Münchner Fernwärme bis 2040 komplett auf erneuerbare Energien umzustellen, wobei die Geothermie die zentrale Rolle spielt. Diese Technologie ist ein Paradebeispiel für die Sektorenkopplung, da sie gleichzeitig sauberen Strom und saubere Wärme liefert und damit zwei zentrale Bereiche der Energiewende adressiert.
Wohin mit dem ganzen Strom? Die Herausforderung des Stromnetzes in der Energiewende
Die massive Zunahme von dezentral erzeugtem Strom aus Wind und Sonne stellt das deutsche Stromnetz vor immense Herausforderungen. Das historische Netz wurde für ein zentralisiertes System konzipiert, in dem wenige große Kraftwerke nahe der Verbrauchszentren Strom produzierten. Heute muss es Energie über weite Strecken transportieren – etwa Windstrom aus dem Norden in die Industriezentren im Süden. Dieser grundlegende Wandel erfordert einen beispiellosen Netzausbau. Ohne neue „Stromautobahnen“ drohen Netzengpässe, die dazu führen, dass Windräder abgeschaltet werden müssen, obwohl der Strom anderswo gebraucht würde.
Die wichtigsten Projekte sind die großen Gleichstrom-Erdkabeltrassen wie SuedLink und SuedOstLink. Diese sollen große Mengen an Windstrom verlustarm nach Süddeutschland transportieren. Der Ausbau ist jedoch komplex, teuer und stößt teilweise auf lokalen Widerstand, was zu Verzögerungen führt.
Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über den Status der wichtigsten deutschen Stromtrassen, die laut Daten der Bundesnetzagentur für die Energiewende entscheidend sind.
| Stromtrasse | Länge | Kapazität | Status 2024 | Fertigstellung |
|---|---|---|---|---|
| SuedLink | 700 km | 4 GW | Im Bau | 2028 |
| SuedOstLink | 540 km | 2 GW | Genehmigungsphase | 2027 |
| A-Nord | 300 km | 2 GW | Teilweise fertig | 2025 |
Neben dem Ausbau der Übertragungsnetze ist auch die Digitalisierung entscheidend. Sogenannte Smart Grids (intelligente Netze) sind notwendig, um Millionen von kleinen Erzeugern (PV-Anlagen, E-Autos) und Verbrauchern intelligent zu steuern. Sie können helfen, die Netzauslastung zu optimieren und Schwankungen in Echtzeit auszugleichen. Nur durch die Kombination von physischem Ausbau und digitaler Intelligenz kann das Stromnetz zur Ader der Energiewende werden.

Nicht jeder Ökostrom ist gleich: Wie Sie den richtigen Anbieter finden und wirklich etwas bewirken
Die Energiewende findet nicht nur auf politischer Ebene und in großen Infrastrukturprojekten statt, sondern auch bei Ihnen zu Hause – mit der Wahl Ihres Stromanbieters. Inzwischen werben fast alle Versorger mit „Ökostrom“. Doch die Unterschiede sind gewaltig. Der Begriff ist nicht streng geschützt, was zu sogenanntem Greenwashing führen kann. Oft kaufen Anbieter lediglich Herkunftsnachweise von alten Wasserkraftwerken aus dem Ausland, meist Norwegen. Dies ist zwar bilanziell grüner Strom, fördert aber nicht aktiv den Zubau neuer erneuerbarer Anlagen in Deutschland, was das eigentliche Ziel der Energiewende ist.
Echter, wirkungsvoller Ökostrom zeichnet sich dadurch aus, dass Ihr Anbieter nachweislich in den Bau neuer Solar-, Wind- oder anderer erneuerbarer Anlagen investiert. Dies ist der einzige Weg, wie Ihr Geld direkt zur Verdrängung fossiler Energieträger beiträgt. Um als Verbraucher die richtige Wahl zu treffen, sollten Sie auf anerkannte Gütesiegel achten. Die Labels „ok-power“ und „Grüner Strom Label“ stellen die höchsten Anforderungen. Sie garantieren nicht nur die Lieferung von 100 % Ökostrom, sondern verpflichten die Anbieter auch, einen festgelegten Betrag pro verbrauchter Kilowattstunde in neue Projekte zu investieren.
Eine weitere Möglichkeit sind regionale Ökostromtarife, oft von lokalen Stadtwerken angeboten. Diese beziehen den Strom direkt aus Wind- und Solarparks in Ihrer Umgebung. Dies stärkt nicht nur die regionale Wertschöpfung und schafft Akzeptanz für die Energiewende vor Ort, sondern macht den Ursprung Ihres Stroms auch transparent und nachvollziehbar. Die Wahl des richtigen Tarifs ist somit ein mächtiges Instrument, um die Energiewende persönlich voranzutreiben und sicherzustellen, dass Ihr Beitrag dort ankommt, wo er gebraucht wird. Es ist ein aktiver Schritt, der weit über das reine Bezahlen der Stromrechnung hinausgeht. Schließlich bestätigt das Umweltbundesamt, dass der Anteil erneuerbarer Energien am deutschen Strommix einen neuen Rekordwert erreicht hat: Fast 60 % des deutschen Stroms stammten 2024 aus erneuerbaren Quellen.
Die Sonne scheint nicht immer: Ein verständlicher Vergleich der Energiespeichertechnologien
Die größte Herausforderung von Solar- und Windenergie ist ihre Volatilität – die Sonne scheint nicht nachts und der Wind weht nicht immer. Um dennoch eine stabile 24/7-Versorgung zu gewährleisten, sind Energiespeichertechnologien von entscheidender Bedeutung. Sie nehmen überschüssigen Strom zu Zeiten hoher Erzeugung auf und geben ihn bei Bedarf wieder ab. Man unterscheidet hierbei zwischen Kurzzeit- und Langzeitspeichern. Die bekannteste und am weitesten verbreitete Technologie sind Batteriespeicher, insbesondere auf Lithium-Ionen-Basis. Sie sind ideal, um Schwankungen im Sekunden- bis Stundenbereich auszugleichen.
Der Markt für Heimspeicher boomt: Der Strom-Report zeigt, dass in Deutschland über 1,2 Millionen Batteriespeicher mit 17,7 GWh Kapazität installiert sind, mit rasantem Zuwachs. Diese dezentralen Speicher erhöhen nicht nur den Eigenverbrauch von PV-Anlagen, sondern können zukünftig zu virtuellen Kraftwerken zusammengeschaltet werden, um das öffentliche Netz zu stabilisieren. Auch im großen Maßstab spielen Batterien eine immer wichtigere Rolle. Ende 2024 ging in Hamm Deutschlands größter Batteriespeicher mit 174 Megawatt Leistung in Betrieb, der Schwankungen im überregionalen Netz ausgleicht und damit die Systemdienlichkeit von Großbatterien unter Beweis stellt.
Für die langfristige Speicherung von saisonalen Überschüssen, etwa von Sommersonne für den Winter, sind Batterien jedoch ungeeignet. Hier kommt grüner Wasserstoff ins Spiel. Mittels Elektrolyse wird überschüssiger Ökostrom genutzt, um Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff zu spalten. Der Wasserstoff kann gespeichert und bei Bedarf in Gaskraftwerken wieder verstromt, in der Industrie genutzt oder im Verkehrssektor eingesetzt werden. Diese Technologie ist der Schlüssel zur Sektorenkopplung und zur Dekarbonisierung von Bereichen, die schwer zu elektrifizieren sind. Während Batteriespeicher bereits wirtschaftlich sind, befindet sich die Wasserstoffwirtschaft in Deutschland noch im Aufbau, wird aber als unverzichtbarer Baustein für eine vollständig erneuerbare Zukunft angesehen.
Ihr Zuhause denkt mit: Wie Wettervorhersage und Anwesenheitserkennung Ihre Heizung optimieren
Die intelligenteste Energie ist die, die gar nicht erst verbraucht wird. Ein riesiges, oft unterschätztes Potenzial der Energiewende liegt im intelligenten Lastmanagement auf der Verbraucherseite. Moderne Smart-Home-Technologien ermöglichen es, den Energieverbrauch im Haushalt automatisch an das Angebot von erneuerbaren Energien und die Strompreise anzupassen. Dies schont nicht nur den Geldbeutel, sondern entlastet auch die Stromnetze aktiv. Das Herzstück eines solchen Systems ist oft die Heizungssteuerung.
Intelligente Thermostate gehen weit über eine simple Zeitsteuerung hinaus. Sie beziehen externe Daten wie die lokale Wettervorhersage mit ein. Scheint am Nachmittag die Sonne, kann die Heizung ihre Leistung vorausschauend drosseln, da die solaren Gewinne durch die Fenster das Haus erwärmen werden. In Kombination mit Anwesenheitssensoren wird nur geheizt, wenn auch wirklich jemand zu Hause ist – und nur in den Räumen, die gerade genutzt werden. Dies vermeidet unnötigen Energieverbrauch und steigert den Komfort erheblich.
Der nächste Schritt ist die Kopplung des Energiemanagements mit dynamischen Stromtarifen. Diese Tarife spiegeln die tatsächlichen Preise an der Strombörse wider: Ist viel Wind- und Sonnenstrom im Netz, ist der Strom günstig; ist er knapp, wird er teurer. Ein Smart-Home-System kann Großverbraucher wie die Wärmepumpe oder das Laden des E-Autos automatisch in die günstigen Nacht- oder Mittagsstunden verschieben. Diese Lastverschiebung ist ein entscheidender Beitrag zur Netzstabilität. Ihr Zuhause wird so vom passiven Verbraucher zum aktiven Teilnehmer am Energiemarkt. Für die Anschaffung solcher intelligenten Regelungstechniken gibt es zudem attraktive staatliche Förderungen, wie die des BAFA, die bis zu 20 % der Investitionskosten übernehmen können.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Energiewende ist ein Systemprojekt, bei dem Erzeugung, Netze, Speicher und Verbrauch intelligent verknüpft werden müssen.
- Als Bürger haben Sie durch die Wahl echter Ökostrom-Anbieter und den Einsatz von Smart-Home-Technologien direkte Einflussmöglichkeiten.
- Technologien wie Geothermie für die Grundlast und Wasserstoff für die Langzeitspeicherung sind entscheidend für eine vollständige Dekarbonisierung.
Grüne Revolution im Alltag: Wie nachhaltige Technologien unsere Zukunft sichern
Die bisherigen Bausteine zeigen: Die Energiewende ist ein komplexes Mosaik aus verschiedensten Technologien und Strategien. Sie beschränkt sich nicht auf den Stromsektor, sondern revolutioniert nach und nach alle Bereiche unseres Alltags. Die wahre Kraft der Transformation entfaltet sich erst, wenn diese Sektoren intelligent miteinander verbunden werden. Dieses Konzept, bekannt als Sektorenkopplung, ist der ultimative Schlüssel für eine vollständig dekarbonisierte Gesellschaft bis zum Zieljahr 2045.
Stellen Sie sich eine Zukunft vor, in der das Elektroauto in Ihrer Garage nicht nur ein Transportmittel ist, sondern auch ein mobiler Stromspeicher, der das Netz bei Bedarfsspitzen stabilisiert (Vehicle-to-Grid). Eine Zukunft, in der überschüssiger Solarstrom vom Dach nicht verloren geht, sondern über eine Wärmepumpe in Wärme umgewandelt und für kalte Tage gespeichert wird. Eine Zukunft, in der grüner Wasserstoff, erzeugt aus Windstrom von der Küste, die Stahlindustrie antreibt und schwere LKW emissionsfrei macht. Dies ist keine ferne Utopie, sondern die technologische Realität, auf die Deutschland hinarbeitet.
Die Sektorenkopplung von Strom, Wärme, Verkehr und Industrie ist der Schlüssel für eine vollständige Dekarbonisierung Deutschlands bis 2045.
– Agora Energiewende, Klimaneutrales Deutschland 2045
Diese grüne Revolution bedeutet mehr als nur den Austausch von Technologien. Sie verändert, wie wir Energie denken und nutzen: von einem passiven Konsum hin zu einer aktiven Teilnahme an einem dezentralen, intelligenten und vernetzten System. Jede installierte Solaranlage, jede intelligente Heizungssteuerung und jede bewusste Entscheidung für einen nachhaltigen Stromanbieter ist ein Teil dieser Transformation. Die Energiewende ist somit nicht nur eine Aufgabe für Ingenieure und Politiker, sondern eine gesamtgesellschaftliche Chance, unsere Zukunft sicherer, unabhängiger und nachhaltiger zu gestalten.

Die Energiewende ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit, aber auch eine immense Chance. Indem Sie die Zusammenhänge verstehen und informierte Entscheidungen treffen, werden Sie vom Zuschauer zum aktiven Mitgestalter einer sauberen und sicheren Energiezukunft für Deutschland.
Häufige Fragen zur Energiewende in Deutschland
Was ist der Unterschied zwischen Herkunftsnachweisen und echtem Ökostrom-Zubau?
Herkunftsnachweise bestätigen nur, dass irgendwo grüner Strom produziert wurde (oft alte Wasserkraft aus Norwegen). Echter Ökostrom-Zubau bedeutet, dass der Anbieter aktiv in neue Anlagen in Deutschland investiert.
Welche Gütesiegel garantieren wirklich nachhaltigen Ökostrom?
Die Labels ‚ok-power‘ und ‚Grüner Strom Label‘ stellen höhere Anforderungen als Standard-Ökostromtarife und garantieren zusätzliche Investitionen in neue erneuerbare Energien.
Lohnen sich regionale Ökostromtarife?
Ja, regionale Tarife von Stadtwerken, die Strom aus lokalen Wind- und Solarparks beziehen, stärken die regionale Wertschöpfung und erhöhen die Akzeptanz der Energiewende vor Ort.