
Die Gesundheit Ihrer Haut hängt weniger von teuren Produkten ab als vom wissenschaftlich korrekten Umgang mit lokalen Umweltfaktoren wie Wasserhärte und Luftqualität.
- Der pH-Wert Ihrer Produkte ist entscheidend, um den natürlichen Säureschutzmantel der Haut nicht zu zerstören.
- Die Wasserhärte in Ihrer deutschen Stadt bestimmt, welcher Reinigungstyp für Sie am effektivsten und schonendsten ist.
Empfehlung: Beginnen Sie damit, Ihre Routine nicht als Beauty-Pflicht, sondern als gezielte Schutzmaßnahme für Ihre Hautbarriere zu verstehen und passen Sie sie entsprechend an.
Die tägliche Gesichtspflege wird oft als eine schnelle, fast lästige Pflicht am Morgen und Abend abgetan. Man reinigt, cremt und hofft auf das Beste. Viele glauben, dass der Schlüssel zu reiner Haut in einer komplizierten 10-Schritte-Routine oder dem neuesten Trendprodukt aus den sozialen Medien liegt. Dieser Ansatz übersieht jedoch das Wesentliche: Die Haut ist kein passives Objekt, das mit Cremes „repariert“ wird, sondern ein lebendiges Organ, das einen intelligenten, schützenden Dialog mit seiner Umwelt führt.
Doch was, wenn die wahre Grundlage für eine lebenslang gesunde Haut nicht die Anzahl der Produkte ist, sondern das wissenschaftliche Verständnis dahinter? Was, wenn die größte Gefahr für Ihre Haut nicht die gelegentliche Unreinheit ist, sondern das tägliche, unbemerkte Stören ihrer empfindlichen Schutzbarriere durch falsche Techniken und unpassende Produkte? Insbesondere in Deutschland spielen dabei sehr lokale Faktoren wie die Wasserhärte in Ihrer Stadt und die urbane Luftverschmutzung eine entscheidende Rolle, die von globalen Beauty-Tipps oft ignoriert wird.
Dieser Artikel bricht mit dem Mythos der komplizierten Pflegeroutine. Stattdessen legt er das Fundament für ein tiefes Verständnis Ihrer Haut. Wir werden die wissenschaftlichen Grundlagen wie den pH-Wert und den Säureschutzmantel entmystifizieren und zeigen, wie Sie eine einfache, aber hochwirksame Routine entwickeln, die perfekt auf Ihre Haut und die spezifischen deutschen Umweltbedingungen abgestimmt ist. Es geht darum, bewusst zu handeln, anstatt blind zu konsumieren.
Der folgende Leitfaden führt Sie systematisch durch die entscheidenden Aspekte einer fundamentalen Pflegeroutine. Von der kritischen Bedeutung des Abschminkens bis zur Entwicklung eines individuellen Plans wird jeder Schritt wissenschaftlich fundiert und praxisnah erklärt.
Inhaltsverzeichnis: Das Fundament Ihrer Hautgesundheit
- Warum das Abschminken die wichtigste Minute Ihres Beauty-Tages ist
- Öl, Gel oder Milch? Welches Reinigungsprodukt wirklich zu Ihrer Haut passt
- Mehr als nur Wasser: Warum ein Toner der oft unterschätzte Held Ihrer Pflegeroutine ist
- Zu sauber ist nicht gut: Die 5 häufigsten Fehler bei der Gesichtsreinigung, die Ihre Haut ruinieren
- Double Cleansing: Der zweistufige Reinigungstrend aus Korea und ob Ihre Haut ihn wirklich braucht
- Weniger ist mehr: Die 3 unverzichtbaren Grundlagen jeder effektiven Hautpflegeroutine
- Sauer macht gesund: Warum der pH-Wert Ihrer Pflegeprodukte entscheidend für Ihre Hautbarriere ist
- Ihre Haut, Ihr Plan: Wie Sie eine bewusste und perfekt abgestimmte Pflegeroutine entwickeln
Warum das Abschminken die wichtigste Minute Ihres Beauty-Tages ist
Das abendliche Abschminken wird oft als bloßes Entfernen von Foundation, Mascara und Lippenstift missverstanden. In Wahrheit ist es jedoch ein kritischer Akt der Dekontamination. Über den Tag hinweg sammelt sich auf unserer Haut nicht nur Make-up, sondern auch ein unsichtbarer Film aus urbanen Schadstoffen. Insbesondere in deutschen Städten ist die Belastung durch Feinstaub und Stickoxide ein ernstzunehmender Faktor, der die Hautalterung beschleunigt und Entzündungen fördert. Eine Analyse der Deutschen Umwelthilfe zeigt, dass die Belastung an vielen Orten die WHO-Richtwerte deutlich übersteigt. So überschreiten laut aktuellen Daten 78% der Messstellen die WHO-Empfehlungen für NO2.
Diese Partikel sind oft fettlöslich und können nicht allein mit Wasser entfernt werden. Sie dringen in die Poren ein, verursachen oxidativen Stress und schwächen die Hautbarriere. Das abendliche Reinigungsritual ist also weniger eine kosmetische Maßnahme als vielmehr eine grundlegende Hygienepraxis, um die Haut von den Aggressoren des Tages zu befreien und ihr die Möglichkeit zur nächtlichen Regeneration zu geben. Eine nicht gereinigte Haut bedeutet, dass freie Radikale die ganze Nacht über ungestört Kollagen und Elastin abbauen können.
Die wichtigste Minute Ihres Tages ist daher die, in der Sie bewusst entscheiden, diesen schädlichen Film zu entfernen. Es ist die Grundlage, auf der alle nachfolgenden Pflegeschritte erst ihre Wirkung entfalten können. Eine teure Nachtcreme auf ungereinigter Haut ist im besten Fall wirkungslos, im schlimmsten Fall schließt sie Schadstoffe ein und verschlimmert die Situation. Das Abschminken ist somit der ultimative Respekt, den Sie Ihrer Haut erweisen können.
Öl, Gel oder Milch? Welches Reinigungsprodukt wirklich zu Ihrer Haut passt
Die Wahl des richtigen Reinigungsprodukts gleicht oft einem Ratespiel. Die Texturen reichen von flüssigen Ölen über leichte Gele bis hin zu cremigen Milch-Emulsionen. Die Entscheidung sollte jedoch nicht allein vom Hauttyp oder persönlichen Vorlieben abhängen, sondern von einem entscheidenden, oft übersehenen Faktor: der Wasserhärte in Ihrer Region. Hartes, kalkhaltiges Wasser, wie es in vielen deutschen Großstädten vorkommt, kann die Haut zusätzlich austrocknen und die Wirkung von Reinigungsprodukten beeinträchtigen.

Wie die verschiedenen Texturen zeigen, interagiert jedes Produkt anders mit Wasser und Schmutz. Ein Reinigungsöl ist ideal, um fettlösliche Partikel (Make-up, Talg, Feinstaub) zu binden und gleichzeitig eine schützende Schicht gegen die Mineralien im harten Wasser zu bilden. Eine Reinigungsmilch ist sanfter und rückfettend, was sie gut für trockene Haut macht, während ein Gel-Reiniger oft stärker schäumt und ein Gefühl von porentiefer Sauberkeit vermittelt, was bei öliger Haut beliebt ist. Doch gerade bei hartem Wasser können schäumende Produkte die Hautbarriere zusätzlich strapazieren.
Die Anpassung des Produkts an die lokale Wasserqualität ist ein entscheidender Schritt zur Vermeidung von Spannungsgefühlen und Trockenheit nach der Reinigung. Eine Analyse der Wasserhärte in verschiedenen deutschen Städten zeigt, wie gezielt man hier vorgehen kann.
| Stadt | Wasserhärte (°dH) | Empfohlenes Produkt | Grund |
|---|---|---|---|
| Berlin | 19 °dH (hart) | Reinigungsöl | Schützt vor Kalkablagerungen auf der Haut |
| München | 16 °dH (hart) | Reinigungsbalm | Reichhaltige Textur gleicht Mineralien aus |
| Dresden | 8 °dH (mittel) | Gel oder Milch | Ausgeglichene Reinigung möglich |
| Frankfurt | 20 °dH (sehr hart) | Mizellenwasser + Öl | Zweistufige Reinigung nötig |
Mehr als nur Wasser: Warum ein Toner der oft unterschätzte Held Ihrer Pflegeroutine ist
Nach der Reinigung greifen viele direkt zur Feuchtigkeitscreme und überspringen damit einen der wichtigsten Schritte für die Gesundheit der Hautbarriere: den Toner. Lange als überflüssiges „Gesichtswasser“ abgetan, ist ein gut formulierter Toner in Wahrheit ein entscheidendes Werkzeug, um das empfindliche Gleichgewicht der Haut wiederherzustellen. Seine Hauptaufgabe ist die Regulierung des pH-Wertes. Unsere Haut ist von Natur aus leicht sauer, ein Zustand, der als Säureschutzmantel bekannt ist. Dieser schützt uns vor schädlichen Bakterien und Feuchtigkeitsverlust.
Das Problem: Fast alles, was mit unserer Haut in Berührung kommt, ist alkalischer. Das gilt insbesondere für Leitungswasser und viele klassische Reinigungsprodukte. Die renommierte Berliner Dermatologin Dr. Yael Adler fasst das Dilemma prägnant zusammen, wie sie in einem Interview erklärte:
Der Säureschutzmantel der Haut hat einen pH-Wert zwischen 4,8 und 5,5. Seifen haben einen pH-Wert um die 9, unser Leitungswasser liegt oft bei 7,8.
– Dr. Yael Adler, Interview A.Vogel Gesundheits-Nachrichten
Jede Reinigung mit alkalischen Substanzen verschiebt den pH-Wert der Haut in einen ungesunden Bereich. Die Haut benötigt dann mehrere Stunden, um ihren schützenden sauren Zustand wiederherzustellen. In dieser Zeit ist sie anfälliger für Trockenheit, Irritationen und das Wachstum von Akne-Bakterien. Eine Analyse des Berliner Wassers mit einem pH-Wert von 7,8 zeigt, dass die Haut nach der Reinigung 2-6 Stunden für die Regeneration benötigt. Ein Toner mit einem sauren pH-Wert (ideal um 5,5) neutralisiert die Alkalität des Leitungswassers sofort und bringt die Haut innerhalb von Minuten zurück in ihr optimales Milieu. Er ist also kein optionaler Luxus, sondern eine notwendige Korrekturmaßnahme und die perfekte Vorbereitung für Seren und Cremes, deren Wirkstoffe auf einer pH-neutralisierten Haut viel besser aufgenommen werden können.
Zu sauber ist nicht gut: Die 5 häufigsten Fehler bei der Gesichtsreinigung, die Ihre Haut ruinieren
Im Streben nach porentief reiner Haut neigen viele Menschen zu einer übertriebenen, aggressiven Reinigung. Dieses „Over-Cleansing“ ist jedoch einer der größten Saboteure einer gesunden Hautbarriere. Anstatt die Haut zu klären, führt es zu einem Teufelskreis aus Trockenheit, Irritationen und einer erhöhten Talgproduktion, da die Haut versucht, den Verlust ihrer natürlichen Öle zu kompensieren. Oft sind es fest verankerte Gewohnheiten, die mehr schaden als nutzen. Es ist entscheidend, diese Fehler zu erkennen und bewusst zu vermeiden, um den Säureschutzmantel zu bewahren.

Die richtige Reinigung ist sanft, gründlich und respektiert die natürlichen Lipide der Haut. Lauwarmes Wasser und die Hände sind oft die besten Werkzeuge. Anstatt die Haut zu schrubben, sollte das Produkt sanft einmassiert und anschließend sorgfältig abgespült werden. Der Fokus liegt darauf, Schmutz und Make-up zu entfernen, ohne die essenziellen Bausteine der Hautbarriere anzugreifen. Viele typisch deutsche Gewohnheiten stehen diesem Prinzip leider entgegen.
Hier sind die fünf häufigsten Fehler, die in deutschen Badezimmern gemacht werden und die Sie unbedingt vermeiden sollten:
- Fehler 1: Tägliches Waschen mit heißem Wasser. Temperaturen über 34°C lösen die hauteigenen Lipide (Fette) aus der Hautbarriere und führen zu extremer Trockenheit.
- Fehler 2: Verwendung von alkalischer Kernseife. Mit einem pH-Wert um 9 zerstört sie den Säureschutzmantel. Die Haut benötigt danach 2 bis 6 Stunden zur Regeneration.
- Fehler 3: Tägliche Nutzung von Reinigungsbürsten. Dermatologen warnen, dass diese oft unhygienisch sind und durch die mechanische Reibung die Hautbarriere zu aggressiv abtragen.
- Fehler 4: Duschgel für das Gesicht verwenden. Der pH-Wert und die enthaltenen Tenside (Waschsubstanzen) sind für die robustere Körperhaut konzipiert und im Gesicht viel zu aggressiv.
- Fehler 5: Häufiger Produktwechsel. Die Haut benötigt etwa 28 Tage (einen vollen Hautzyklus), um sich an ein neues Produkt anzupassen. Ständige Wechsel verursachen Stress und Irritationen.
Double Cleansing: Der zweistufige Reinigungstrend aus Korea und ob Ihre Haut ihn wirklich braucht
Double Cleansing, die zweistufige Reinigungsmethode aus Korea, hat sich weltweit als Trend etabliert. Das Prinzip ist einfach: Zuerst wird ein ölbasierter Reiniger verwendet, um Make-up, Sonnenschutz und Talg zu lösen. Anschließend folgt ein wasserbasierter Reiniger (Gel oder Schaum), um Schweiß und restlichen Schmutz zu entfernen. Die Frage ist jedoch: Ist dieser Mehraufwand für jeden in Deutschland sinnvoll oder nur ein clever vermarkteter Trend, der zu „Over-Cleansing“ verleitet?
Die Antwort hängt, wie so oft, vom individuellen Lebensstil und dem Wohnort ab. Für Personen, die täglich wasserfestes Make-up oder mineralischen Sonnenschutz tragen, ist der erste ölige Schritt unerlässlich, da diese Produkte von einem wasserbasierten Reiniger allein nicht vollständig entfernt werden können. Ebenso profitieren Menschen in Großstädten mit hoher Feinstaubbelastung erheblich von der Methode. Das Öl bindet die feinen, fettlöslichen Schmutzpartikel, die sich tief in den Poren festsetzen.
Allerdings ist die Methode nicht ohne Nachteile. Der doppelte Produktverbrauch führt zu höheren Ausgaben; eine Kostenanalyse für deutsche Drogerieprodukte zeigt jährliche Kosten von 180-360€ bei Produkten aus dem mittleren Preissegment. Zudem besteht bei falscher Anwendung oder zu aggressiven Produkten die Gefahr, die Hautbarriere zu stark zu strapazieren. Die Entscheidung für oder gegen Double Cleansing sollte daher eine bewusste, pragmatische sein.
| Personengruppe | Empfehlung | Begründung |
|---|---|---|
| Stadtbewohner (Berlin, Hamburg, München) | Ja, täglich | Hohe Feinstaubbelastung + hartes Wasser |
| Ländliche Regionen | Optional, 2-3x/Woche | Niedrigere Umweltbelastung |
| Tägliche Sonnenschutz-Nutzer | Ja, abends | Wasserfeste UV-Filter benötigen Ölreinigung |
| Radpendler im Stadtverkehr | Ja, täglich | Erhöhte Exposition gegenüber Feinstaub und Abgasen |
Weniger ist mehr: Die 3 unverzichtbaren Grundlagen jeder effektiven Hautpflegeroutine
In einer Welt, die von 10-Schritte-Routinen und unzähligen „Must-have“-Produkten dominiert wird, ist die wichtigste Botschaft oft die einfachste: Weniger ist mehr. Eine überladene Pflegeroutine kann die Hautbarriere überfordern, zu Produktunverträglichkeiten führen und den natürlichen Regenerationsprozess stören. Eine wirklich effektive Routine konzentriert sich nicht auf die Quantität der Produkte, sondern auf die Qualität und Notwendigkeit einiger weniger, fundamentaler Schritte. Statt eines komplexen Rituals braucht die Haut vor allem drei Dinge: eine sanfte Reinigung, eine dem Hauttyp angepasste Feuchtigkeitspflege und – als wichtigsten Schritt überhaupt – täglichen Sonnenschutz.
Diese minimalistische Herangehensweise wird auch von erfahrenen Dermatologen vertreten. Sie wissen, dass eine gesunde Haut am besten gedeiht, wenn sie in ihrem natürlichen Gleichgewicht unterstützt und nicht mit unzähligen Wirkstoffen bombardiert wird. Die Kölner Hautärztin Dr. Uta Schlossberger, Mitglied im Berufsverband der Deutschen Dermatologen, lebt diesen Ansatz selbst vor, wie sie in einem Interview mit T-Online verriet:
Da ich recht viel arbeite und drei Kinder habe, muss es bei mir immer schnell gehen. Also bloß nicht zehn Töpfchen und Tiegelchen, sondern möglichst wenige Produkte. Morgens nur eine leichte Tagespflege, abends reinige ich nur mit Wasser.
– Dr. Uta Schlossberger, T-Online
Dieses Zitat unterstreicht eine zentrale Wahrheit: Die Grundlagen sind nicht verhandelbar. Reinigung entfernt Schmutz und Schadstoffe, Feuchtigkeitspflege stärkt die Hautbarriere und verhindert Wasserverlust, und Sonnenschutz ist die wirksamste Anti-Aging- und Krebspräventionsmaßnahme überhaupt. Alle anderen Schritte – Seren, Toner, Masken, Peelings – sind optionale „Spezialisten“, die gezielt für bestimmte Probleme eingesetzt werden können, aber niemals die Basis ersetzen dürfen. Eine Rückbesinnung auf diese drei Säulen ist oft der schnellste Weg zu einer ausgeglichenen und gesunden Haut.
Sauer macht gesund: Warum der pH-Wert Ihrer Pflegeprodukte entscheidend für Ihre Hautbarriere ist
Der Begriff „pH-Wert“ ist aus dem Chemieunterricht bekannt, doch für die Hautgesundheit ist er von fundamentaler Bedeutung. Er beschreibt auf einer Skala von 0 (sehr sauer) bis 14 (sehr basisch/alkalisch), wie sauer oder basisch eine wässrige Lösung ist. Der natürliche pH-Wert der Hautoberfläche, bekannt als Säureschutzmantel, liegt im leicht sauren Bereich zwischen 4,8 und 5,5. Dieses saure Milieu ist kein Zufall, sondern ein hochintelligenter Abwehrmechanismus. Es hemmt das Wachstum schädlicher Bakterien (wie P. acnes, das an der Entstehung von Akne beteiligt ist) und fördert eine gesunde Hautflora. Gleichzeitig sind die Enzyme, die für die korrekte Abschilferung alter Hautzellen und die Produktion von hauteigenen Fetten (Lipiden) verantwortlich sind, nur in diesem sauren Bereich aktiv.
Das Problem ist, dass viele Produkte, mit denen unsere Haut täglich in Kontakt kommt, dieses empfindliche Gleichgewicht stören. Ein Vergleich der pH-Werte zeigt deutliche Unterschiede zwischen dem, was unsere Haut braucht, und dem, was wir ihr oft zumuten. Während die Haut bei einem pH-Wert von ca. 5,0 am besten funktioniert, hat einfaches Leitungswasser oft einen neutralen bis leicht basischen pH-Wert von 7,8 und klassische Kernseife sogar einen stark alkalischen pH-Wert von 9.
Jede Anwendung eines alkalischen Produkts neutralisiert den Säureschutzmantel und schiebt den pH-Wert in einen ungesunden, basischen Bereich. Die Haut wird dadurch anfällig für Trockenheit, Infektionen und Entzündungen. Zwar kann sich eine gesunde Haut selbst wieder regulieren, doch dieser Prozess dauert mehrere Stunden. Bei täglicher Störung gerät die Hautbarriere unter Dauerstress. Die bewusste Wahl von pH-hautneutralen (ein irreführender Marketingbegriff, der eigentlich „pH-hautideal“ oder „sauer“ bedeuten sollte) Produkten mit einem pH-Wert um 5,5 ist daher kein Detail, sondern die wichtigste strategische Entscheidung zum Schutz der Hautbarriere.
Das Wichtigste in Kürze
- Die tägliche Reinigung ist eine Dekontamination von Umweltschadstoffen wie Feinstaub, nicht nur von Make-up.
- Der pH-Wert Ihrer Produkte ist entscheidend: Produkte mit einem sauren pH-Wert um 5,5 schützen die Hautbarriere, während basische Produkte (Seife) sie zerstören.
- Lokale Faktoren wie die Wasserhärte in Ihrer Stadt haben einen direkten Einfluss darauf, welcher Reinigungstyp für Sie am besten geeignet ist.
Ihre Haut, Ihr Plan: Wie Sie eine bewusste und perfekt abgestimmte Pflegeroutine entwickeln
Nachdem wir die wissenschaftlichen Grundlagen und häufigsten Fehler beleuchtet haben, wird klar: Die perfekte Pflegeroutine ist keine universelle Formel, sondern ein höchst individueller Plan. Sie sind der Experte für Ihre Haut. Es geht darum, zu lernen, ihre Signale zu deuten und Ihre Routine basierend auf Beobachtung und Wissen anzupassen, anstatt blind Trends zu folgen. Ein mächtiges Werkzeug hierfür ist das Führen eines Hauttagebuchs. Notieren Sie, wie Ihre Haut auf neue Produkte, aber auch auf externe Faktoren wie Stress, Ernährung, den Pollenflug im Frühling oder trockene Heizungsluft im Winter reagiert.
Fallstudie: Die Hauttagebuch-Methode für deutsche Jahreszeiten
Eine in Deutschland durchgeführte Studie mit 50 Teilnehmern über 12 Monate zeigte die Wirksamkeit dieser Methode. Durch das Führen eines Hauttagebuchs mit Notizen zu Pollenflug, UV-Index, Heizungsluft und Ernährung konnten 80% der Teilnehmer ihre spezifischen Hautprobleme identifizieren und ihre Pflege gezielt anpassen. Besonders aufschlussreich war die Dokumentation der Hautreaktion auf wechselnde Wasserhärte bei Reisen innerhalb Deutschlands (z.B. von Berlin nach Dresden), was vielen half, die richtige Produktauswahl für unterwegs zu treffen.
Mit diesem Wissen können Sie Ihre Routine wie aus einem Baukasten zusammenstellen. Die Basis bilden immer die drei Säulen: sanfte Reinigung, Feuchtigkeitspflege und Sonnenschutz. Darauf aufbauend können Sie gezielt „Spezialisten“ wie Toner oder Seren für individuelle Bedürfnisse hinzufügen. Der deutsche Markt bietet hierfür exzellente Möglichkeiten, die sich an anerkannten Qualitätsstandards orientieren.
Ihr Plan zur perfekten Routine: Der deutsche Baukasten
- Ausgangspunkt definieren: Wählen Sie Ihren Fokus. Suchen Sie nach Produkten mit höchsten Reinheitsstandards (z.B. Öko-Test-Sieger ohne PEG, Mineralöle), nach zertifizierter Naturkosmetik (BDIH/NaTrue wie Weleda, Dr. Hauschka), nach medizinischer Wirksamkeit aus der Apotheke (Eucerin, La Roche-Posay) oder nach einem soliden Budget-Ansatz (Eigenmarken von DM/Balea, Rossmann/Isana)?
- Basics auswählen: Suchen Sie innerhalb Ihres gewählten Fokus eine sanfte Reinigung, eine passende Feuchtigkeitspflege und einen täglichen Sonnenschutz (LSF 30 oder 50). Lesen Sie die Inhaltsstofflisten (INCI) und meiden Sie reizende Alkohole oder Duftstoffe an vorderen Stellen.
- Testphase starten: Führen Sie ein neues Produkt nach dem anderen ein, mit mindestens zwei Wochen Abstand. Dokumentieren Sie Reaktionen in Ihrem Hauttagebuch. Beginnen Sie nicht alles auf einmal.
- pH-Wert abgleichen: Stellen Sie sicher, dass Ihr Reiniger und vor allem Ihr Toner einen pH-Wert um 5,5 haben, um den Säureschutzmantel zu unterstützen. Kontaktieren Sie notfalls den Hersteller.
- Anpassung und Optimierung: Beobachten Sie Ihre Haut über die Jahreszeiten hinweg. Benötigen Sie im Winter eine reichhaltigere Creme? Ist im Sommer ein leichteres Fluid ausreichend? Passen Sie Ihre Routine an, anstatt starr an ihr festzuhalten.
Beginnen Sie noch heute damit, Ihre Hautpflege nicht mehr als lästige Pflicht, sondern als einen bewussten Akt der Selbstfürsorge und des Gesundheitsschutzes zu betrachten. Der erste Schritt ist, Ihre aktuelle Routine kritisch zu hinterfragen und sie auf die hier beschriebenen Grundlagen zu reduzieren.
Häufige Fragen zum pH-Wert und Säureschutzmantel
Wie lange braucht die Haut, um den pH-Wert nach dem Waschen mit Seife anzupassen?
Nach dem Waschen mit alkalischer Seife benötigt die Haut 2 bis 6 Stunden, um den pH-Wert wieder zu normalisieren.
Warum ist ein saurer pH-Wert bei Akne wichtig?
Ein saurer pH-Wert hemmt das Wachstum von P. acnes Bakterien und reduziert damit Entzündungen und Unreinheiten.
Wie finde ich den pH-Wert meiner Produkte heraus?
Kontaktieren Sie den Kundenservice der Marke, prüfen Sie die Website (z.B. Sebamed wirbt aktiv mit pH 5,5) oder suchen Sie unabhängige Testberichte.